30. September 2015

Mit der JU 52 nach Tokio (Kurt Waldmeier erzählt)

Starterlaubnis erteilt und nun Anrollen mit Pilot Kurt Waldmeier, auf zum Rundflug um die Welt!

Entgegen dem Motto des Abends haben wir keinen Flug nach Tokyo, sondern noch viel mehr gemacht.
Kurt nahm uns mit auf seine mittlerweile 33-jährige Geschichte, mit seinen «Tante JU’s».

Die erste Auslandreise nach Marokko, für die er eine Bewilligung vom Bund brauchte, mutierte bereits zum Abenteuer.
Mit 17 Passagieren im Flugzeug, startet er mit diversen Anflugs-Stationen, um nach der Rundreise und einer Woche Badeferien wieder den Rückflug anzutreten.
Während des Rückfluges flogen sie relativ tief über die Städte und Souk’s, erschreckten die Schafe darin und vermutlich auch ein paar der Menschen.
Um nach einer Sanddüne, die auch tief überflogen wurde, auf eine Überraschung zu treffen. Ein US Militärcamp. Ooooopss……
Kurz vor Überflug auf den Gibraaltar, hatten sie plötzlich eine Eskorte. Sie wurden links und rechts von einer Mirage abgefangen und zur Umkehr und der Landung auf der Militärbasis gezwungen.
Unter vorgehaltener Maschinenpistolen wurden Kurt und sein Copilot zum General eskortiert, während die Fluggäste in der Hitze des Flugzeugs ausharren mussten. Ebenfalls schwer bewacht. Nach stundenlanger Verhandlung, einem eingeflogenen Spezialisten der den Flugzeugtyp identifizieren konnte (die hatten keine Ahnung was das für ein Flugzeugtyp war) und der Überzeugung das es sich hierbei wirklich um ein Schweizer Kreuz und nicht um einen Spionageflug des roten Kreuzes handelte, konnten sie dann weiterfliegen. Ein Erlebnis von dem jeder der dabei war auch heute noch spricht.
(Kurt hat sich im nachhinein überlegt, dies in zukünftigen Flügen als Show-Act einzubauen ;O))
Ein paar Wochen später kam dann noch eine Busse von der Schweizerischen Luftfahrt, wegen Störung des marokkanischen Luftraumes.

Eine nächste grosse Reise führte als Werbeflug für IWC nach Hongkong, Bangkok, Tokyo und noch diverse weitere Stationen. Abflug am 10. Januar und Rückkehr am 25. Mai desselben Jahres.
Der Rückflug hätte eigentlich über Russland führen sollen aber Putin hatte was dagegen. Deshalb flogen sie wieder in den Süden Japans um von dort nach Manila über zu setzen. Sie wussten das sie für 10,5 Stunden Treibstoff dabei hatten. Die Sitze waren ausgebaut worden und anstelle dessen hatten sie Fässer mit gefülltem Benzin eingebaut, von denen aus Zuleitungen zum Treibstofftank der Flügel gelegt waren.
Nach Manila hatten sie aber 8 Stunden und das bei starkem Gegenwind. Das könnte also verdammt knapp werden.
Nachdem sie wegen schlecht Wetter tagelang in Japan fest sassen und jeden Tag CHF 5000 «Parkgebühren» zahlen mussten, wurde es Kurt zuviel. Als der Geldeintreiber mit seinem 5000 Dollar-Grinsen an diesem Tag wieder kam, sagte Kurt sie fliegen aus.
Der Herr meinte nur das er sie bald wieder sehen würde.
Gesagt, getan..
Als der Point of no retourn erreicht war, war klar das sie weiterfliegen. Es gab da noch so eine kleine Insel vor Manila mit einem Flughafen und diese galt es nun zu erreichen. Doch – OHA?? Was war das?
Plötzlich war das Cockpit voller Rauch.. ? Kurt und seine Crew sahen sich schon paddeln und rundherum nichts als Ozean…
Sie öffneten dann die Fenster (was ja bei einer JU noch geht) und liessen den Rauch raus. Glücklicherweise flog die Maschine sonst ohne weitere Probleme weiter. Vor der Insel funkten sie den Flughafen an um die Landeerlaubnis zu kriegen. Der Herr dort war gar nicht erfreut und sagte das sie keine «Permission» hätten. Kurt probierte es noch mal auf höfliche Art und Weise aber der Lotse hatte kein Einsehen.
Daher erklärte im Kurt kurzerhand das sie 4 ganz alte Oldtimermaschinen seien und sie unmöglich Manila noch erreichen könnten und wenn sie nun alle abstürzen und Tod seien, hätte er persönlich die Schuld zu tragen
– sie landeten wenig später auf der Insel.
Dort angekommen suchten sie die «Petrolstation». «Oh, Kerosin?»…. «No! We need Petrol».. (Die Maschinen sind umgerüstet auf 95iger Bleifrei) «Oh, it is Sunday! Everything closed!»
Worauf sie 50 Dollar zückten und fragen «Can you help me?» .. Der Flughafenmechaniker nahm die Note, schaute sie an und sagte:»Maybe?» Nach einem weiteren Hunderter bekamen sie Benzin. ;O)
Während die Maschinen auftankten, suchten sie per Satelitentelefon den Kontakt zum Flughafen Manila. Durch das Intermezzo hatten sie Zeit verloren und flogen nun in die Nacht.
Sie wollten dort nachfragen ob der Flughafen sie auch per Nacht rein nähme. Die Antwort von Manila war klar, ihr könnt kommen, müsst euch aber bewusst sein das links und rechts vom Anflugkorridor Gewitter sind. Also auf euer Risiko. Sie flogen los – und kurz darauf war auch klar was da ein paar Stunden vorher gerochen hat. Die Beleuchtung sämtlicher Cockpitelemente war ausgefallen.Was darin endete das der Bordmechaniker dann 2 Stunden lang mit der Taschenlampe alle Instrumente beleuchtete die sie gerade brauchten.

Es gäbe Bücher zu schreiben über alle die Geschichte..

Der Millenniumsflug, wo sie die Luftraumüberwachung dieser Nacht zu nicht machten, sehr zum Unmut des Bazl-Chefs.. (weil kein Flugzeug gemeldet war und da plötzlich 4 JUs auftauchten) Erinnert mich irgendwie an die Story von «Ganz Gallien ist besetzt… Ganz Gallien? .. Nein, ein kleines Gallisches Dorf..etc.» – Wäre hier einfach umzumelden in «Der ganze Luftraum ist frei. Der Ganze? Nein- den da tauchen plötzlich 4 alte tapfere Tante JU’s auf»
Der Flug für Rimowa (der Koffer mit den Rillen, und die JU das Flugzeug mit den Rillen) Promotour durch die USA….
Der brenzligste Augenblick seiner Karriere, als sie fast auf dem Aletsch-Gletscher aufgeschlagen wären…
Die «geklauten» Ersatzteile in einem Museum.
Die Episoden zu allen Filmen (Kurt flog für über 10 Filme, unter anderem Operation Walküre mit Tom Cruise)
Der Zusammenbau der alten JU vom Düsseldorfer Flughafen..
und und und…..

Ein sehr cooles und für mich aber auch unerwartetes Fazit gab es auch noch:
1. Höre auf deinen Bauch. Wenn der Bauch nein sagt dann tue es nicht!
2. Woran scheitert es immer?? …
-Nicht am Geld
-Nicht am Wissen
-Nicht an der Zeit oder den Ressourcen
Es scheitert immer an den Menschen. In der Zusammenarbeit. Jeder muss sich absichern. Einer hat immer «rechter» als der andere, Gärtchen-denken, etc.
3. Der Papierkrieg. Wir dokumentieren uns zu Tode und verhindern so manches. Prozesse sind auch gut aber eben manchmal auch zu gut und Verhinderer.

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